Karl Wild
Es war ein guter bis sehr guter Sommer für die besten Ferienhotels in den Bergen. Namentlich dank der Rückkehr ausländischer Gäste war die Auslastung fast überall so gut wie vor Corona, oft sogar noch besser. Auch der Buchungsstand für den Winter ist meist gut bis sehr gut. Doch es gibt Fragezeichen. Der Krieg in der Ukraine, die Entwicklung in den wichtigen Auslandmärkten USA und UK, die Frankenstärke, die Inflation, der drohende Strommangel, massiv gestiegene Öl- und Gaspreise: Vieles trägt zur Verunsicherung bei. Nicht auszudenken, welche Folgen Einschränkungen bei Bahnen und Liften, Wellness oder Schneekanonen auf die Hotellerie und den ganzen Tourismus hätten.
Bestes Ferienhotel mit fünf Sternen ist erneut The Chedi Andermatt. Das faszinierendste Hideaway der Alpen überrascht neu mit einem einzigartigen Winter Village und zählt mittlerweile gar in den US-Medien zu den gefragtesten Luxushotels der Welt. Weltklasse findet sich indes auch auf den Rängen dahinter. Was die Schweizer Alpen-Luxushotellerie heute in allen Bereichen zu bieten hat, ist beispiellos. Grösster Aufsteiger ist das vor eineinhalb Jahren eröffnete Kempinski Palace in Engelberg. Der 100-Millionen-Franken-Palast hat dem ganzen Ort den dringend benötigten neuen Schub gegeben. Erstmals in den Top Ten erscheint das In Lain Hotel Cadonau, eine berauschend schöne Wohlfühloase im Unterengadiner Flecken Brail. Prominenter Rückkehrer ist das ehrwürdige Mont Cervin Palace in Zermatt. Der im Sommer aus dem Zermatterhof gekommene Starhotelier Rafael Biner hat dem Palace die ärgerliche Behäbigkeit ausgetrieben.
In der Kategorie der besten Winterhotels mit vier Sternen steht erstmals das Walther in Pontresina ganz oben. Das von der Besitzerfamilie brillant geführte Schlösschen war noch nie so gut; bezeichnenderweise gehört es auch zu den am besten ausgelasteten Hotels im Land. Bereits auf Platz drei schaffte es das Bergwelt in Grindelwald, ein Design-Hotel, das mit seinen Angeboten neue Massstäbe im Berner Oberland setzt. Auffälligster Neuling ist das Parkhotel Margna in Sils-Baselgia, ein für 26 Millionen Franken prächtig renoviertes Juwel am Silsersee. Nummer eins unter den führenden Hotels mit drei Sternen bleibt das Spitzhorn in Saanen vor der wunderbaren Chesa Randolina am Silsersee. Grösster Aufsteiger überhaupt ist das Hotel Steinbock in Pontresina (plus acht Ränge). Die kleine Schwester des Hotels Walther wurde 1651 als Säumerstation eröffnet und kunstvoll renoviert.
Das Grace La Margna in St. Moritz und das Chasa Montana Hotel & Spa in Samnaun sind zwei interessante 5-Stern-Superior-Häuser, die Mitte Dezember eröffnen und noch nicht getestet werden konnten. Das Grace will die St. Moritzer Paläste nicht konkurrenzieren. Als ganzjährig geöffnetes, luxuriöses Boutique-Hotel erhebt es aber den Anspruch, mit einem urbanen Lifestylekonzept und innovativer Gastronomie eine Nische zu besetzen und frischen Wind ins Tal zu bringen. Das Chasa Montana ist im Sommer für zwanzig Millionen Franken umgebaut worden und wird das erste Luxushotel im Samnaun sein. Im Februar eröffnet zudem die thailändische Gruppe Six Senses in Crans-Montana ihr erstes Luxusresort, und Multimilliardär Urs Wietlisbach hat mir dem im Sommer erworbenen Kulm in Arosa ebenfalls Grosses vor. Der Gaube an die Schweizer Hotellerie ist ungebrochen.